Karsten Geist, Vizepräsident der Zahnärztekammer Berlin

02.03.2010

Leitartikel MBZ Ausgabe März 2010

Politische Ideologie   „Es muss endlich Schluss sein mit der Ideologie der Freiberuflichkeit!“

So forderte es die ehemalige Bundesgesundheitsministerin Ulla Schmidt schon vor Jahren und löste damit eine bis heute andauernde und spannungsgeladene Diskussion aus. Gefördert wurde diese durch die vermeintliche Liberalisierung mit neuen Möglichkeiten der Berufsausübung und der Beschäftigung von angestellten Kollegen, sowie die Ermöglichung der (fremdkapitalgesteuerten) fachübergreifenden Praxiskettenbildung und der drohenden Vergewerblichung der Heilberufe. Haben Sie sich schon einmal gefragt, mit wem es leichter ist, Rationierungen im Gesundheitswesen einzuführen und auszuweiten? Wer eher die Leistungsausgrenzung und Budgetierung umsetzt und wer schnell und lautlos nach neuen versicherungstechnischen Leitlinien und Standards behandelt? Mit wem man die Politik aus den Wartezimmern fernhalten kann und wem man eine Behandlungspflicht, zu welchen Bedingungen auch immer, auferlegen kann? Und wer sich letztendlich vom Staat auch eher übernehmen lässt? Die Antwort ist nicht der Freiberufler, der eigenverantwortlich und  fachlich unabhängig seine Leistung persönlich erbringt, im Interesse der Auftraggeber und der Allgemeinheit! Die Delegiertenversammlung der Zahnärztekammer Berlin hat nach einer sehr intensiven und politischen Diskussion in ihrer letzten Sitzung eine Resolution verabschiedet, die sich grundsätzlich für den Erhalt und die Wichtigkeit der Freiberuflichkeit ausspricht (lesen Sie dazu bitte auch Seite 5). Die Diskussionen haben gezeigt, dass Freiberuflichkeit enorm viele Facetten hat, die sich in einer Resolution gar nicht so einfach beschreiben lassen. Darum wird der Vorstand der Kammer im Laufe des Jahres die Freiberuflichkeit aus den verschiedenen Blickwinkeln der einzelnen Referate in loser Reihenfolge im MBZ näher beleuchten. So hatte die Äußerung von Ulla Schmidt im Nachhinein auch etwas Gutes. Die tägliche Auseinandersetzung mit den Grundlagen unserer Berufsausübung dient nicht dem Selbstzweck, sie ist die originäre politische Aufgabe der Standesvertretung einer jeden Profession. „Sich lediglich selbst zu verwalten oder sich in standespolitischen Grabenkämpfen zu verschleißen, das ist kontraproduktiv.“ Das sagte unser Kollege und Bayerischer Staatsminister für Wissenschaft, Forschung und Kunst, Dr. Wolfgang Heubisch, bei der Festveranstaltung des Deutschen Zahnärztetages im November 2009 in München, und Recht hat er! Karsten Geist
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