Dr. Wolfgang Schmiedel

20.01.2005

Eröffnungsrede des Präsidenten der Zahnärztekammer Berlin Dr. Wolfgang Schmiedel

Deutscher Zahnärztetag 2005 in Berlin

Sehr geehrter Herr Staatssekretär Schulte-Sasse,
sehr geehrter Herr Professor Meyer,
sehr geehrter Herr Präsident Dr. Dr. Weitkamp,
sehr geehrte Damen und Herren Präsidenten,
sehr geehrte Vorsitzende der zahnmedizinischen Fachgesellschaften,
liebe Kolleginnen und Kollegen, meine Damen und Herren,

es ist mir eine große Freude und Ehre zugleich, sie alle heute von dieser Stelle an diesem Ort im Namen der Zahnärztekammer Berlin begrüßen zu dürfen.

Als ich vor einiger Zeit gebeten wurde, ein Grußwort anlässlich der Eröffnung der gemeinsamen Tagung der wissenschaftlichen Gesellschaften der Zahn- Mund- und Kieferheilkunde zu halten, sah ich mich wie jeder Redner vor die Aufgabe gestellt, erstens dieses so kurz wie möglich zu gestalten und zweitens eine Botschaft zu vermitteln. Nun, mit dem Kurzhalten, da werde ich mich zumindest bemühen, und mit meiner ganz persönlichen Botschaft lasse ich noch einen Moment auf sich warten. Zunächst gestatten sie mir bitte einige Worte des Dankes:

Nach meiner Erinnerung ist es dem Präsidenten der Bundeszahnärztekammer, meinem verehrten Kollegen Dr. Dr. Weitkamp, zu verdanken, das wir, die deutschen Zahnärzte aller Fachrichtungen, uns heute zum zweiten Mal an einem Ort unter einem Dach vereinen, um uns erstens gemeinsam auszutauschen und fortzubilden, und zweitens berufspolitische Strategien zu entwickeln, die es uns ermöglichen, unseren schönen Beruf auch in Zukunft mit Engagement und Freude auszuüben. Die positiven Erfahrungen der letztjährigen Veranstaltung in Frankfurt und die sicherlich positiven Ergebnisse der diesjährigen Veranstaltung lassen keinen Zweifel daran aufkommen, dass die von Dr. Dr. Weitkamp entwickelte Grundidee richtig und wichtig war für die deutsche Zahnärzteschaft, und dafür, liebe Kolleginnen und Kollegen, gebührt Dir, lieber Jürgen, unser aller Dank.

Mein Dank gilt gleichermaßen dem Präsidenten der DGZMK, Professor Dr. Georg Meyer, der mit dem übergreifenden Tagungsthema „Zahnmedizin ist Medizin“ ein Signal gesetzt hat und mit großer Beharrlichkeit seit Jahren und, auch dies sei an dieser Stelle angemerkt, gegen manche Widerstände, für die Wiedereingliederung der Zahnmedizin in die Allgemeinmedizin einsteht. Es ist dies, lieber Professor Meyer, nach meiner Auffassung der richtige Weg, und dafür, wie auch für die hervorragende Vorbereitung dieses Kongresses, gebührt Ihnen, lieber Professor Meyer, unser aller Dank und Respekt.

Mein letzter Dankesgruß gilt schließlich ihnen, meine lieben Kolleginnen und Kollegen, die sie so zahlreich wie nie in der Geschichte unserer Tagungen der Einladung der DGZMK und aller ihr angeschlossenen zahnmedizinischen Fachverbände gefolgt sind, um sich in meiner Heimatstadt Berlin gemeinsam freiwillig fortzubilden. Ich betone freiwillig, sehr geehrter Herr Staatssekretär Schulte-Sasse. Als Präsident der Berliner Zahnärztekammer versichere ich Ihnen:
Es bedurfte keiner gesetzlichen Vorgaben, um die deutschen Zahnärzte unter Androhung schlimmster Folgen zur Fortbildung zu zwingen – wir haben dies schon immer, auch in der Vergangenheit intensiv und freiwillig getan, so, wie in unserer Berufsordnung vorgeschrieben, und wir werden dies auch in Zukunft freiwillig tun. Niemand von ihnen, meine lieben Kolleginnen und Kollegen, sitzt heute hier und nimmt an der Jahrestagung teil, weil er auf der Jagd nach Fortbildungspunkten ist, vielmehr verbindet uns der gemeinsame Wille, unsere zahnmedizinisch-medizinischen Kenntnisse weiter zu vertiefen und damit auch in Zukunft unter schwierigen Rahmenbedingungen eine qualitativ herausragende Versorgung der uns anvertrauten Patienten zu gewährleisten.

Kehren wir nun zurück zum Anfang dieses Grußwortes, es steht noch aus die Botschaft. Und diese, meine verehrten Damen und Herren, knüpft nahtlos an meine Ausführungen an. Wie sie wissen, findet die Bundesversammlung der Bundeszahnärztekammer übermorgen und am Samstag hier in Berlin statt. Neben wichtigen Anträgen zur Reform des Gesundheitswesens, zur Verteidigung und zum Ausbau der Freiberuflichkeit sowie zum raschen Abbau von Bürokratie in unseren Praxen steht dort ein Antrag zur Abstimmung, den ich ihnen nicht vorenthalten möchte, er lautet auszugsweise:

„Die Bundesversammlung der Bundeszahnärztekammer fordert alle politisch Verantwortlichen auf, die Kammern als Garanten für Qualität, Qualifikation und Einhaltung eines ethischen Kodexes zu stärken und als Modell für ganz Europa zu vertreten“.

Lassen sie mich aus diesem Antrag die Worte „ethischer Kodex“ unterstreichen und einmal näher beleuchten. Wer mich kennt, weiß, dass ich ein überzeugter Anhänger des „Genfer Gelöbnisses“ bin, auch wenn dieses in seinen Formulierungen etwas antiquiert erscheinen mag. Doch es geht nicht um Formulierungen, es geht um Inhalte. Unter anderem, liebe Kolleginnen und Kollegen, neben dem brüderlichen Umgang der Kolleginnen und Kollegen mit- und untereinander, finden wir im Genfer Gelöbnis folgendes Postulat:

„Die Erhaltung und Wiederherstellung der Gesundheit meiner Patienten soll oberstes Gebot meines Handelns sein“.

Denken wir einmal einen Moment darüber nach, denn genau darum geht es, liebe Kolleginnen und Kollegen, es geht um Ethik. Möglicherweise, ich wage mich auf ein weites Feld und merke dies ebenso kritisch wie selbstkritisch an, möglicherweise haben wir Zahnärzte und Zahnärztinnen uns in den zurückliegenden Jahren unseres berufspolitischen Wirkens zu sehr mit uns selbst beschäftigt und uns - aus allerdings verständlichen und nachvollziehbaren Gründen - zu sehr von den Inhalten des Genfer Gelöbnisses entfernt. Und so schließt sich der Kreis.

Die Wiederhinwendung zur Medizin, die nachhaltige Beschäftigung mit den Inhalten des Genfer Gelöbnisses und deren Befolgen, aber auch die Definition unseres Berufsstandes in der Wahrnehmung seiner gesellschaftspolitischen Verantwortung in einer von Widersprüchen und Brüchen geprägten Gesellschaft lassen spannende Diskussionen erwarten, bieten nach meiner Auffassung aber auch gute Chancen für das Überleben unseres Berufsstandes und für den Erhalt einer freiheitlichen Berufsausübung.

Lassen sie mich schließen mit einem Zitat des von mir bewunderten Dalai Lama:

„Entschlossenheit, Mut und Selbstvertrauen sind die Schlüsselfaktoren für Erfolg. So viele Hindernisse und Schwierigkeiten es geben mag: mit der entsprechenden Beharrlichkeit können wir sie überwinden. Welche Umstände auch gegeben sein mögen: immer sollten wir demütig, bescheiden und nicht eingebildet sein.“

Liebe Kolleginnen und Kollegen, meine sehr verehrten Damen und Herren,

ich wünsche ihnen und uns allen eine aufregende, spannende und erfolgreiche Tagung. Ich wünsche Ihnen neben den Vorträgen auch die Zeit, diese faszinierende und ebenso aufregende wie spannende Stadt Berlin ein wenig näher kennen zu lernen. Ich wünsche unserem Berufsstand, dass er seine berechtigten Forderungen mit Entschlossenheit, Mut und Selbstvertrauen vorträgt und dabei mit Demut und Bescheidenheit vorgeht.

Mir selbst wünsche ich, dass sie über meine Worte zunächst einmal nachdenken, bevor sie möglicherweise über mich herfallen.

Ihnen allen schöne Tage in Berlin, möge diese Jahrestagung ein voller Erfolg werden!

Herzlichen Dank!
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