Bei der 5. Veranstaltung der interdisziplinären MED DENT Reihe der Zahnärztekammer Berlin ging es um den Wirbelbereich und CMD: Veranstaltungsleiter Dr. Helmut Kesler/Vorstandsmitglied ZÄK Berlin, Dr. med. Ute Laukens, Prof. Dr. Axel Bumann und MT Andreas Kreher (von links)

19.08.2011

5. MED DENT-Veranstaltung in Berlin: „Im Wirbel der Zähne“

Presseinformation der Zahnärztekammer Berlin vom 19. August 2011

Kleines Jubiläum in Berlin: Das von Kammer-Vorstandsmitglied Dr. Helmut Kesler entwickelte und vom Philipp-Pfaff-Institut organisatorisch betreute interdisziplinäre Forum MED DENT fand am 15. Juni 2011 zum 5. Male statt. Nach wie vor wechselt die zuvor eingeholte und als deutlich positiv erlebte Kooperationsbereitschaft der Berliner Ärztekammer zwischen großer Zustimmung zum Projekt und eigenen Vorstellungen von Struktur und Organisation, aber: „Wir halten die Betrachtungsweise einer bestimmten mund/gesundheitlichen Situation aus beiden Blickwinkeln – Medizin und Zahnmedizin – für viel zu wichtig, um hier auf der Verwaltungsebene eine Vielzahl organisatorischer Details zu debattieren“, sagt Dr. Wolfgang Schmiedel, Präsident der Zahnärztekammer Berlin: „Der interdisziplinäre Gedanke ist mindestens in unserem Berufsstand erfreulich präsent, und wir hoffen, dass der Berufsstand der Ärzte hier mehr und mehr nachzieht. Die Ärzte werden, das zeigen bisherige wissenschaftliche Daten, auch gar nicht anders können.“ Die Zahnärztekammer Berlin habe mit dem Angebot der Kooperation bei dieser zeitgemäßen Veranstaltungsreihe eine für die Patientenbehandlung wichtige Tür geöffnet: „Wir laden die Ärzte herzlich ein, diese Tür auch zu nutzen – und zwar so unkompliziert, wie dies auch seitens der Zahnärztekammer für die eigenen Kollegen geregelt ist.“

 

Über das Interesse der Berliner Zahnärzte an interdisziplinären Zusammenhängen Zahnmedizin/Medizin kann sich Veranstaltungsleiter Dr. Kesler nicht beklagen: „Es ist jedes Mal neu bewegend, wie interessiert auch der ärztliche Ansatz seitens unserer Kolleginnen und Kollegen aufgenommen und nachgefragt wird“, so sein Resümee nach 5 MED DENT-Veranstaltungen. „Die Gelegenheit, diese Sichtweise kennenzulernen und mit dem eigenen Wissen abzugleichen wird enorm angenommen und ist für uns der beste Motivator, dieses Konzept auch weiter fortzusetzen.“

 

Thema des aktuellen Forums mit dem durchaus tiefsinnigen Titel „Im Wirbel der Zähne“ waren die Bereiche Kiefergelenk und Halswirbelsäule, die Referenten: Prof. Dr. Axel Bumann für die zahnärztliche Seite, Dr. med. Ute Laukens für die medizinischen und MT Andreas Kreher für die physiotherapeutischen Aspekte. „Es geht uns nicht darum, dentale Basics zu vermitteln“, unterstützte Professor Bumann das Gesamtkonzept des Forums, „sondern um einen Spannungsbogen aus allen drei Fachbereichen über die gesamte Thematik zu legen und dabei den Patienten als Zentrum mit einzubeziehen.“ Warum der interdisziplinäre Ansatz so wichtig ist? „Frau Dr. Laukens schaut sich den gleichen Patienten an wie ich – und sie sieht bei ihm vielleicht etwas ganz anderes, und wenn wir dann auch noch den Physiotherapeuten befragen, haben wir eine dritte Sicht auf den Patienten.“ Daraus lasse sich ein Konzept erarbeiten, das verhindert, dass zahnärztliche Maßnahmen von medizinischen oder muskulären Gegebenheiten in ihrem Erfolg behindert oder blockiert werden. Ein konkretes Beispiel: „Wenn wir eine Schiene einsetzen gegen Schmerz im Kiefergelenk führt das eventuell zu Lageveränderungen, die orthopädisch und muskulär relevant sind.“

Was im Bereich der Halswirbelsäule von den Zahnärzten beachtet werden müsse, machte Dr. Laukens deutlich, darunter: „Die Kopfgelenke sind eine der ersten Schaltstellen im System“, sagte sie – wer hier einwirke mit Maßnahmen, müsse viel Erfahrung haben. Das Kopfgelenk habe geradezu eine Sonderstellung im System Körper und sei eine anatomische Einheit mit Nackenrezeptorenfeldern. Zu beachten sei hier die reflektorische Verknüpfung mit dem Kiefergelenk: „Wenn Sie im Kiefergelenk etwas machen, bewegen Sie immer auch etwas im Halswirbelbereich!“ Hinter einer CMD-Problematik könnten auch lang zurückliegende Traumen stecken: „Es kann ein Schleudertrauma gegeben haben, oder man ist als Kind vom Baum gefallen. Die Kiefergelenk-Probematik wird durch Kompensationsverhalten oft erst viele Jahre später deutlich.

 

Dass auch entsprechend aufmerksame Physiotherapeuten CMD-Hinweise erkennen können, zeigte eindrucksvoll Manualtherapeut Andreas Kreher. Er warnte allerdings auch davor, physiotherapeutische Diagnostik zu überinterpretieren: „Funktionsstörungen sind per se normal. Es ist eine Frage der Adaption, ob jemand damit gesund ist – oder behandlungsbedürftig.“ Anhand einer Live-Demonstration, bei der sich Veranstaltungsleiter Dr. Kesler freiwillig zur Verfügung stellte, wurden verschiedene Zusammenhänge verdeutlicht.

 

Abschliessend gab es noch ein großes Kompliment an die fortbildungsinteressierte Zahnärzteschaft: Sie sei als Orthopädin hocherfreut, sagte Dr. Laukens, dass es mittlerweile immer mehr Zahnärzte gebe, die sich für interdisziplinäre Aspekte interessierten und sich auch Patienten mit Wahrnehmungsstörungen wie Tinnitus und Schwindel annähmen: „Früher landeten diese Patienten bei den unterschiedlichsten Fachgruppen – heute treffen sie auf Zahnärzte als große Fachgruppe, die sich fundiert mit solchen Themen befasst.“

 

Terminhinweis:

Das 6. MED DENT Forum am 16. November 2011 widmet sich dem Thema „Auf Herz und Zähne“, Infos und Anmeldung: nadine.Krause@pfaff-berlin.de

 

 
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