06.06.2002

Zahnpflege: Weißmacher-Zahnpasten - darauf sollte man achten

Von: PD Dr. Stefan Zimmer, Charité, 6. Juni 2002 anlässlich des Berliner Zahnärztetages

Vor wenigen Jahren noch als „Schmirgelpasten“ verschrieen, haben sich Qualität und Leistung von Weißmacher-Zahnpasten erheblich verbessert, manche von ihnen halten auch, was sie versprechen.

Von: PD Dr. Stefan Zimmer, Charité, 6. Juni 2002 anlässlich des Berliner Zahnärztetages

Noch vor wenigen Jahren fristeten sie ein Schattendasein und die wenigen erhältlichen Produkte waren als „Schmirgelpasten“ verschrieen. Empfehlungen wurden sozusagen nur unter dem Ladentisch gehandelt. Zahnärzte mochten sie auch gar nicht empfehlen und Patienten ihre Benutzung ungern zugeben. Die Rede ist von Weißmacher-Zahnpasten. Früher waren nur starke Raucher die Zielgruppe, aber im Zuge der Wellness-Bewegung ist bei immer mehr Menschen der Wunsch nach weißen Zähnen entstanden und dem entsprechend hat sich die Produktauswahl rasch vervielfacht. Die Fragen aber bleiben: Können diese Zahnpasten Zähne wieder weiß machen und wenn ja: Tun sie es auf Kosten der Zahnsubstanz?

Warum sich Zähne verfärben – innerlich und äußerlich
Zähne können sich von innen und von außen verfärben.
Von innen, man spricht von intrinsischen Verfärbungen, sind es Abbauprodukte des roten Blutfarbstoffs Hämoglobin, die beim Absterben des „Zahnnerven“ zu Verfärbungen führen können. Aber auch entwicklungsbedingte Verfärbungen sind möglich, z.B. wenn das Antibiotikum Tetrazyklin während er Zahnbildung genommen wird. Am häufigsten aber ist das altersbedingte „Gelbwerden“ der Zähne der Grund für den Griff nach einem Zahnweiß-Produkt. Diese Form der intrinsischen Verfärbung beruht auf der zunehmenden Mineralisierung und dem Dickenwachstum des Dentins, der gelblichen Hartsubstanz im Inneren des Zahnes, die von dem weißen, aber etwas durchsichtigen Zahnschmelz umhüllt wird. Nur diese letztgenannte Form der intrinsischen Verfärbungen kann mit Weißmacher-Zahnpasten angegangen werden. Allerdings nur bei längerem Gebrauch von Produkten, die Natriumbikarbonat (Backpulver) in sehr hohen Konzentrationen enthalten. In Deutschland ist nur ein solches Mittel erhältlich (Parodontax, Glaxo SmithKline).

Anders sieht es mit den äußerlichen, den sog. extrinsischen Verfärbungen aus. Diese entstehen durch Einlagerung von Farbstoffen in das Pellikel. Das Pellikel ist eine sehr dünne Schicht aus organischem Material, die innerhalb von Minuten nach dem Zähneputzen die Zähne überzieht. Wenn dieses Pellikel mit der Zahnbürste entfernt werden kann, verschwinden logischerweise auch die Verfärbungen. Hier können Weißmacher-Zahnpasten einen wichtigen Beitrag leisten. Moderne Vertreter dieser Gattung können zwar auf den Scheuer-Effekt nicht verzichten, doch sie enthalten außerdem Substanzen, die die Entfernung von Verfärbungen chemisch unterstützen. Diese Stoffe, die es in vielen verschiedenen Varianten gibt, heißen Polyphosphate.

Welche Zahnpasten - und wie oft?
Es gibt heute Zahnpasten, die gut Verfärbungen entfernen können, ohne allzu sehr zu scheuern. Ein Beispiel hierfür ist Colgate sensation white, eine Zahnpasta, die jeden Tag benutzt werden kann. Ein- bis zweimal die Woche kann Settima benutzt werden, dieses Produkt reinigt noch besser, scheuert aber auch deutlich stärker. Beide Produkte sollten aber nur benutzt werden, wenn noch kein Zahnfleischrückgang vorliegt! Dann nämlich liegt die Zahnwurzel frei, die sehr viel empfindlicher auf scheuernde Zahnpasten reagiert. In einem solchen Fall sollte auf mildere Produkte, z.B. Theramed Rundumschutz Naturweiss, zurückgegriffen werden.

Rat und Hilfe in der Zahnarztpraxis
Da auch die Putztechnik einen entscheidenden Einfluss auf das Scheuern beim Zähneputzen hat (viele Menschen ‚schrubben’ sich sogar Rillen in den Zahnschmelz), sollte in Zweifelsfällen immer ein Zahnarzt befragt werden. Er kann die für den individuellen Fall richtige Zahnpasta empfehlen. Der Zahnarzt gibt auch gerne Auskunft zur „professionellen Zahnreinigung“. Mit guter Mundhygiene kann man zwar selbst eine Menge für gesunde Zähne und gesundes Zahnfleisch tun, aber meist bleiben Zahnbeläge an schwer erreichbaren Stellen zurück. Diese bakteriellen Zahnbeläge können die Ursache von Karies und Parodontitis sein. Eine speziell ausgebildete Fachkraft, die Prophylaxeassistentin, kann auch diese schwer erreichbaren Beläge im Rahmen einer „professionellen Zahnreinigung“ entfernen. In immer mehr Zahnarztpraxen stehen deshalb inzwischen diese Prophylaxespezialisten zur Verfügung, die mit schonender Technik auch festere Beläge rund um den Zahn entfernen, die Zahnoberfläche glänzend polieren und für wirkliche Hygiene sorgen. Manche Menschen wundern sich, wie „weiss“ ihre Zähne schon von Natur aus sind, wenn sie einmal richtig blank poliert wurden. Nicht zuletzt sind solche Prophylaxeassistentinnen oft auch erfahrene Beraterinnen zu schonender Mundhygiene und zum sachgemäßen Umgang mit Zahnbürste, Zahnpasta, Zahnseide und anderen Produkten.

„Bleachen“ ist etwas anderes
Wichtig ist das Gespräch mit dem Zahnarzt auch dann, wenn man nicht sicher ist, was man, wenn man weißere Zähne bekommen möchte, tun – oder besser lassen sollte. Zahnweißer-Zahnpasten und sogenannte „Bleaching-Verfahren“ sind etwas Unterschiedliches, was manchen Menschen nicht klar ist, denn in beiden Fällen werden weißere Zähne versprochen. Auch manche chemischen Bleaching-Produkte sind freiverkäuflich, sie können, wenn sie nicht sachgemäß angewendet werden, unerwünschte Wirkungen bzw. Nebenwirkungen zur Folge haben.

Der Markt kommt dem Bedarf nach mehr Attraktivität und damit auch weißeren Zähnen mit einer Vielfalt an Produkten entgegen – wer auf der sicheren Seite sein will, sollte seine Zahnarztpraxis auch als „Beratungspraxis für Mundgesundheit“ nutzen.

PD Dr. Stefan Zimmer
Zentrum für Zahnmedizin / Charité
stefan.zimmer@charité.de
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