16.01.2004

Zahnärztekammer widerspricht „problemlosem Ablauf mit Praxisgebühr“: „Praxen zur Aufrüstung genötigt!“

Presseinformation der Zahnärztekammer Berlin vom 16. Januar 2004

Nicht nur der heute in der Zeitung bekannt gewordene Vorfall in einer Berliner Zahnarztpraxis, bei dem eine Zahnärztin und ihre Helferin wegen der Praxisgebühr tätlich angegriffen und verletzt und mit „Aufschlitzen“ bedroht wurde, zeigt, dass es mit der Einführung der Praxisgebühr zu erheblichen Folgen für die Behandler und ihre Teams kommt. Dass zeitgleich die Berliner Polizei kostenlosen Beratungsservice für Ärzte anbot, um sie vor Angriffen zu schützen und bei Angriffen Abwehrmöglichkeiten zu bieten, zeigt, dass das Problem eine bisher nicht gekannte Intensität angenommen hat. „Uns wird geraten“, so der Präsident der Berliner Zahnärztekammer, Dr. Christian Bolstorff, „wir sollten uns in den Praxen mit Pfefferspray und Elektroschockern auszurüsten – wo sind wir eigentlich hingekommen, wenn den Praxen wegen politischer Beschlüsse zur Aufrüstung gegen unzufriedene Patienten geraten werden muss?“ Sicher sei es richtig, dass in der Regel die Zahlung der 10 Euros problemlos verliefe: „Aber nun, da Bargeld wandert in den Praxen, werden wir zur Zielstelle vieler unzufriedener Patienten. Und das, obwohl wir nur ausführen, was uns die Politik aufgezwungen hat. Ich betone nach wie vor: Unsere Aufgabe ist es allein, unsere Patienten zu behandeln“, sagt Dr. Bolstorff. Es müsse ihn als Zahnarzt eigentlich nicht einmal interessieren, ob und wie sein Patient versichert ist – schon die Frage „über Kasse oder privat“ habe eigentlich mit der zahnärztlichen Behandlung nichts zu tun.

Nun müsse auch noch Geld für den Schuldenabbau der gesetzlichen Krankenversicherung eingezogen werden – ein Novum und eine Aufgabe, der sich auch viele Zahnärzte nur widerwillig stellen. Dass sie dabei auch noch der Gefahr ausgesetzt sind, von Patienten dafür beschimpft oder attackiert zu werden, sei ungeheuerlich. Er bittet die Patienten, ihren Unmut dort abzuladen, wo er hingehört – bei ihrer Krankenkasse. Die Politiker ermahnt Dr. Bolstorff, vor dem Unterzeichnen von Gesetzen wie zur Praxisgebühr erst einmal alle potentiellen Folgen miteinzubeziehen, ehe man Gesetze auf die Bürger loslässt. „Meinen Kollegen kann ich leider nicht empfehlen, auf die 10 Euro zu verzichten, die für die GKV eingetrieben werden muss. Die Praxisgebühr verursacht in den Praxen – wie man sieht – noch weit mehr Folgen als die ohnehin unerträglichen Verwaltungs-gebühren für die Kassen-Sanierung, die nun wirklich nicht in eine Zahnarztpraxis gehören!“
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