Zahnmedizin, Medizin und Geschichte vereint beim 300-jährigen Jubiläum der Charité: Die Ausstellung im Medizinhistorischen Museum eröffneten (von links) Professor Einhäupl (Charité). Dr. Engel (Bundeszahnärztekammer), Professor Schnalke (Direktor des Musuems) und Dr. Schmiedel (Zahnärztekammer Berlin).

22.10.2009

„goldgefüllt und perlengleich“: Ausstellungseröffnung an der Charité mit politischen Tönen

Presseinformation der Zahnärztekammer Berlin vom 22. Oktober 2009

Das Medizinhistorische Museum an der Charité hat am 21. Oktober 2009 eine Sonderausstellung eröffnet: Unter dem Motto „goldgefüllt und perlengleich“ zeigt es Exponate aus den Zeiten der alten Zahnreißer und Barbiere bis hin zu einer topmodern ausgestatteten Praxis und schlägt so die Brücke von brachialen Methoden und berechtigten Ängsten zu „absoluter Hochleistungszahnmedizin“, wie es der Direktor des Medizinhistorischen Museums, Prof. Dr. Thomas Schnalke,  bei der offiziellen Eröffnungsfeier am 20. Oktober formulierte. Der Titel „goldgefüllt und perlengleich“ solle auch ein Zeichen setzen gegen die sonst üblichen Assoziationen verbunden mit Schmerzen und eher die Leistungen des Faches in Form, Funktion und Ästhetik übermitteln. Dass es eine Berliner Tageszeitung nicht davon abhielt, den Beitrag über die Ausstellung mit „au Backe“ zu verbinden, ist allerdings nachvollziehbar: Der größte Teil der Ausstellung zeigt eben genau jene Bilder und Gerätschaften, die heute ein Schaudern hervorrufen – für ihre Zeit aber herausragende Innovationen waren.

Der Stolz der 300 Jahre alten Charité auf die Leistungen dieses Faches, das seit 125 Jahren auch mit eigenem Institut unter ihrem Dach vertreten ist, ist bemerkenswert und wurde bei der Eröffnung betont: Die Charité wolle zu ihrem Jubiläum etwas Besonderes zeigen, sagte der Vorstandsvorsitzende der Charité-Universitätsmedizin, Professor Karl Max Einhäupl, und habe daher das Thema Zahnmedizin in den Fokus gestellt. Er selbst sei, gab er zu, mit den Zahnärzten „nicht immer glimpflich umgegangen“ in seiner zurückliegenden Funktion als Vorsitzender des Wissenschaftsrates und habe von ihr vor allem mehr Anstrengungen in der Forschung verlangt – er sehe allerdings auch, dass die „medizinischen Fächer dabei selbst beteiligt waren, dass die Zahnmedizin oft abgedrängt wurde.“ Heute sei es an der Zeit, den einen oder anderen Gedanken wieder auszutauschen und dem Fach und damit auch der Charité „wieder Glanz zu geben wie schon so oft in der Geschichte.“ Die neue Ausstellung habe gute Chancen, auch zu einem Erfolg für die Zahnmedizin zu werden.  

Das Thema „Zahnmedizin an der Charité“ griff Berlins Kammerpräsident Dr. Wolfgang Schmiedel auf und bezeichnete die Ausstellung als eine Bereicherung für die Berliner Zahnärzte, die in den zurückliegenden Jahren vor allem verloren hatten: Den Zahnärzten aus dem Ost-Teil sei die Ausbildungsstätte Schumannstraße genommen worden, den Zahnärzten in Mitte der Standort der „Zahnklinik Nord“, den Zahnärzten in der verbliebenen Klinik in der Aßmannshauser Straße auch nur halbwegs ausreichender Platz zum qualitativ hochwertigen Lernen - und dieser Klinik nun auch noch eine verlässliche Zukunft. Gewonnen hätten alle Berliner Zahnärzte mit dieser Ausstellung die Erinnerung an und die Verbundenheit mit ihrer großen gemeinsamen Geschichte: „Wir alle, auch diejenigen, die vieles – manche auch den Boden unter den Füßen – verloren haben, wir haben eine gemeinsame Geschichte, und ich sage bewusst und historisch nachprüfbar, eine ehrenvolle, eine verdienstvolle und nicht zuletzt deshalb eine erfolgreiche Geschichte.“ Der Forderung nach mehr Forschung müsse allerdings die derzeitige Realität durch politische Eingriffe entgegengestellt werden: „Ich bedaure feststellen zu müssen, dass es im Moment um die gute Ausbildungsqualität, aber auch um exzellente Forschung und Lehre im Bereich der Zahnmedizin in Berlin nicht zum Besten bestellt ist.“ Von einigen Berliner Politikern werde „das Erbe der Charité, auch im Bereich Zahnmedizin, leichtfertig aufs Spiel gesetzt.“ Die Ausstellung biete eine Chance für die universitäre und die praktizierte Zahnmedizin in Berlin, sich der großen gemeinsamen Vergangenheit zu erinnern und sie als Auftrag zu begreifen, „die zahnmedizinisch-wissenschaftliche Fackel weiter zu tragen und so die Zukunft der Zahnmedizin, auch und gerade hier in Berlin, zu sichern!“

Welch Fundament Berlin für die deutsche Zahnmedizin war und ist, betonte in seinem Grußwort zur Eröffnung auch Dr. Peter Engel, Präsident der Bundszahnärztekammer, die mit Beiträgen aus dem eigenen Museumsbestand die Ausstellung im Medizinhistorischen Museum ergänzt hat: Berlin sei vor 150 Jahren der Geburtsort des Zentralvereins der Deutschen Zahnärzte gewesen, aus der die Deutsche Gesellschaft für Zahn-, Mund- und Kieferheilkunde hervorgegangen sei – heute sei die Zahnmedizin die größte aller medizinischen Disziplinen. Mit einem kurzen Rückblick über die großen Forscher und auch Leistungen der deutschen Zahnmedizin betonte er, dass es kennzeichnend für die Entwicklung des Berufsstandes gewesen sei, dass er ohne jegliche politische Gängelei funktioniert und sich so eindrucksvoll weiterentwickelt habe: „Ich befürchte, die Berufspolitiker überschauen nicht wirklich alle Folgen ihrer Entscheidungen.“ So bedauerlich es sei, so Recht habe doch Emanuel Kant mit seinem Satz: „Die Politik ist das Schicksal, und dem müssen wir uns stellen.“

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